113077-01
Lewenhaupt, G(ustaf).
Album mit 32 teils großformatigen Entwurfsplänen für den Bau einer Festungsanlage bzw. einer Lafette.

(Schweden, 1806-07). - (32 x 52 cm). Mit 32 teils gefalteten Blättern (28,5 x 47 bis 46 x 58 cm), davon 20 Bll. mit mehrfarbig aquarellierten Federzeichnungen, 9 Bll. mit Federzeichnungen, teils in farbiger Tinte, und 3 Bll. mit schematischen Federzeichnungen. Dunkelbrauner Halblederband um 1900.

Das großformatige Album ist ein sehr schönes und bedeutendes Dokument der Festungsbaukunst aus der Zeit um 1800 in Schweden, geschaffen von einem künstlerisch mehr als nur begabten Militär, der aus einer alten schwedischen Adelsfamilie, einem Grafengeschlecht, stammte und als Höfling des schwedischen Königs diente: Gustaf Lewenhaupt (1780-1844). Seine militärische Karriere begann er 1794 in der Kavallerie, 1795 studierte er an der Universität Uppsala, und im Jahr 1800 wurde Lewenhaupt Major und Oberadjutant in der Armee. 1807 wurde er schließlich vom Militärdienst befreit. Unmittelbar davor war der vorliegende, vortrefflich, sehr exakt und sauber gezeichnete, in seinen Ansichten auch höchst dekorative Plansatz entstanden. Dieser scheint eine Art Probestück gewesen zu sein, geschaffen um unter Beweis zu stellen, dass der Entwerfer mit allen Planungsaufgaben der Festungsarchitektur vertraut ist, angefangen von einfachen Schemata und diversen Waffendetails, über Konstruktionen, bis hin zu ganzen Bauteilen der Verteidigungsanlagen und Bastionen; den dekorativ-anschaulichen Höhepunkt bilden gar zwei Ansichten eines Kirchenbaus. Alle Blätter wurden offenbar von offizieller Stelle abgenommen und approbiert, denn sie tragen sämtlich an der oberen rechten Ecke Bemerkungen über ihre Qualität - die durchwegs sehr gut ausfallen - ein Datum und eine Signatur von der Hand des Prüfers. Zwischen der Entstehung, die Lewenhaupt auf einigen der Blätter links oben vermerkt hat, und der Prüfung lagen immer einige Wochen, die Blätter datieren aus der zweiten Hälfte des Jahres 1806 bis ins Frühjahr 1807, die gewöhnlich datierte Abnahme erfolgte vom September 1806 bis April 1807. Auf einem Blatt hat Lewenhaupt zudem vermerkt, dass die Zeichnungen in seiner freien Zeit entstanden sind. Akribie, feine Schattierungen bei den gegenständlichen Zeichnungen, Genauigkeit in jedem Detail und große Anschaulichkeit zeichnet die Blätter durchgehend aus. Es handelt sich hier wohl nicht um Entwürfe für ein konkretes Projekt zur Verwirklichung - wiewohl das nicht auszuschließen ist - sondern um den Beweis Lewenhaupts, ein fähiger und mit allen Aufgaben vertrauter Militärarchitekt zu sein. Dementsprechend findet sich unter unseren Blättern ein ganzes Spektrum verschiedener Gebäude und Objekte, die für eine Festungsanlage relevant sind: Blockhäuser in Verbindung mit Wallanlagen, die Mauern einer Bastion mit Galeriegängen, die Anlage der Bastion von oben (nicht nur als Grundriss, sondern in beeindruckender Vogelschau) und ihre Fassade mit Toren, zwei imposante Darstellungen einer Festungskapelle, ein für die Zeit altertümlich wirkendes Gebäude, das an viel frühere Wehrkirchen erinnert und damit allerdings der Bauaufgabe angemessen ist, ein "Aprocher" mit einem Teil des Grundrisses der Festung und den Stellungen der Belagerer, diverse Grundrisse von Festungsbauwerken, ein Schnitt durch eine ganze Schanzenanlage der Belagerer, Kanonenrohre und Lafetten (teils aus früherer Verwendung, so etwa eine aus der Zeit König Friedrichs mit der Jahreszahl 1736), dargestellt in einer ganzen Reihe von Skizzen, weiterhin Skalen und Schemata über die Reichweite und Wirkung diverser Geschütze der Artillerie. Mehrere Zeichnungen sind an Vorlagen des großen schwedischen Architekten Carl Johan Cronstedt (1709-1779) orientiert ("efter Presidenten Baron Cronstedts Maner"). - Das Album wurde wohl in der Zeit um 1900 aus ungebundenem, unterschiedlich großem Planmaterial zusammengestellt. Wir können also keine Aussage darüber machen, ob es vollständig ist oder nur einen Teil eines größeren Konvoluts bildet. Doch ist es wahrscheinlich, dass es sich hier um die in dieser Zeit noch im Besitz der Familie Lewenhaupt befindlichen Pläne handelt, denn auf den vorderen Spiegel findet sich ein hochovaler Stempel mit einem auf einer Konsole stehenden Löwen, sicherlich das Wappen eines Zweigs dieser Familie. - Auf feinem und gutem Bütten mit den Wasserzeichen "Honig & Zoonen" sowie "J Kool". - Die meisten Blätter sehr sauber, nur sehr vereinzelt gering fleckig und gebräunt.


8.500 €