113883-01
Zweigler, Charlotte Wilhelmine.
Arithmetica... Deutsche Handschrift auf Bütten.

Dresden, 24. Januar 1814. - (17 x 20,5 cm). 92 nn. und 33 leere Blätter. Halblederband der Zeit mit montiertem Deckelschild mit handschriftlichem Titel, der von einer gezeichneten und aquarellierten Kartusche eingerahmt wird, die die Krone des Königreichs Sachsen trägt.

Die für die praktische Anwendung der Arithmetik in Handel und Rechnungswesen angefertigte Handschrift beginnt mit einer wirtschaftshistorisch besonders interessanten Aufstellung zum Geldwert am Ende der Befreiungskriege in Sachsen: "Resolvirung der Münze oder Geldcours. Welche in Dresden, oder in Sachsen überhaupt, jezt im Umlaufe sind, in Gold, Münz, Sorten". Darauf folgen Gewichts-, Zähl- und Flächenmaße sowie die Zeitrechnung. "Das große Einmaleins" in Form einer Tabelle und einige Grundlagen des Zahlensystems leiten den eigentlichen mathematischen Teil ein. Es folgen praktische Rechenbeispiele aus Handel und Wirtschaft, etwa "Ein Kaufmann in Naumburg hat ein Cassiert als:" mit Addition von diversen Einnahmen. Die Subtraktion wird unter anderem anhand der Berechnung einer Lebenszeit veranschaulicht (z. B. ein Mensch, gestorben 1788, geboren 1727, unter genauer Angabe von Tag und Uhrzeit, lebte 60 Jahre, 4 Monate, 29 Tage, 8 Stunden und 15 Minuten). Bei der Multiplikation rechnet die Autorin dies dann in Lebensstunden um. Die Umrechnung von Maßen wird anhand vieler praktischer Rechenbeispiele gezeigt. Bei der Division wird auch die Aufteilung eines Erbes zwischen einer Witwe und ihren fünf Kindern sowie die Verteilung des Nachlasses "eines verstorbenen Vetters" an eine "arme französische Familie" von 21 Personen dargestellt, dazu viele kaufmännische Rechenbeispiele und der Landverkauf des "großen Ritterguthe(s) Dalwitz" (Rittergut Dallwitz, Priestewitz in Sachsen). Grundsätzlich und sehr ausführlich wird der Dreisatz ("Die Regel Detri") erklärt. Die "Abtheilung Division Practica" zeigt anschaulich die Vorgehensweise beim Teilen mit unterschiedlichen Maßeinheiten, danach das Bruchrechnen ("Die Species in gebrochenen Zahlen, oder die Zertheilung einer ganzen Zahlen"), das abrupt bei der Subtraktion von Brüchen endet. Eine fortgeführte Reglierung in Bleistift und die über 30 leeren Blätter zeigen den unvollendeten Zustand des Manuskripts. Die gut lesbare, sauber ausgeführte Gebrauchshandschrift sollte wohl als Lehrbuch für Schüler oder Lehrlinge dienen. - Das Papier mit dem Wasserzeichen "CGK" mit Wappenschild und Trauben stammt aus der Papiermühle von Georg Christoph Keferstein aus Cröllwitz bei Halle. - Über die Verfasserin ist nichts weiter bekannt, sie dürfte jedoch aus einer Dresdener Kaufmannsfamilie stammen. - Vereinzelt gering fleckig. Einband leicht berieben, sonst wohlerhalten


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