114548-01
Erinnerungen an Moden und Methoden in der Medizin. Vortragstyposkript mit umfangreichen eigenhändigen Ergänzungen und Korrekturen.
(Berlin, 1902). - (34 x 22 cm). 22 einseitig beschriebene lose Blätter, die beiden letzten nur in handschriftlicher Weiterführung des Typoskripts.
Bedeutendes Dokument der deutschen Medizingeschichte im wilhelminischen Kaiserreich. - Schweninger (1850-1924), eine bedeutende aber umstrittene medizinische Persönlichkeit, wurde besonders als Arzt des Reichskanzlers Otto von Bismarck bekannt und berühmt durch dessen vollständige Heilung. Diese führte 1884 zu einer Berufung als außerordentlicher Professor für Medizin an die Berliner Universität und zum Leiter der dermatologischen Abteilung an der Charité. Der Vorwurf politischer Protektion - bei angeblich mangelnder Qualifikation - stand dabei im Raum, und dies in noch stärkerer Form bei der Neubesetzung des Lehrstuhls für die Geschichte der Medizin durch Schweninger 1902, bei der er sich gegen Julius Pagel durchsetzte. Auf diesem Gebiet hatte er in der Tat keine nennenswerte Qualifikation vorzuweisen; die Entscheidung für ihn war offenkundig eine politische. Schweninger machte daraus auch keinen Hehl und gab offen zu, dass er für die Historiographie der Medizin bisher weder Zeit noch historisches Wissen hatte. Daher konzipiere er den hier vorliegenden Vortrag, der offenbar eine Präsentations- oder gar die Antrittsvorlesung gewesen ist, auch "nicht im trockenen Tone des Fachmenschen für Fachmenschen", sondern als Bericht aus seiner reichen Berufspraxis: "ich dachte mir: du erzählst einfach, was du erlebt hast". Dieser Vortrag ist 1902 tatsächlich gehalten worden, und zwar "abgelesen, damit man ihm nicht wieder etwas nachreden könne, was er nicht gesagt habe", wie die Münchener medizinische Wochenschrift schreibt (1902, SS. 1076-77). Als Aufsatz erschien er unter dem Titel "Medizinische Moden" in der Zeitschrift "Zukunft" (1902, SS. 504-513). - Die vorliegende maschinenschriftliche Fassung ist offenbar diejenige, die Schweninger dem Publikum vorgetragen hat. Dass der Text für einen bestimmten Anlass gedacht war, zeigt eine Bemerkung gleich zu Anfang, in der der Verfasser bedauert, dass der Schriftsteller und Sprachforscher Fritz Mauthner nicht im Publikum sei, denn dieser müsste ihm "jetzt im Worte folgen". In der gedruckten Fassung lautet die Passage: "Ich bin kein Sprachforscher, kann mich weder mit Stumpf noch mit Mauthner messen..." . Diese in der "Zukunft" abgedruckte Fassung ging aus der Überarbeitung hervor, die Schweninger in unserem Manuskript von eigener Hand vorgenommen hat. Es finden sich die entsprechenden Passagen, Formulierungen und handschriftlichen Korrekturen in der Druckfassung wortwörtlich wieder. Die Veröffentlichung zeigt, dass Schweninger seinen in der Zeit durchaus von der Fachwelt beachteten Vortrag selbst für so bedeutend empfand, dass er aus der Vorlesung eine gründlich überarbeitete Druckfassung erstellt hat. - Erstes Blatt mit 2 braunen Flecken. Linker Rand durchgehend mit kleinen Läsuren bzw. Randkorrekturen und Ausbesserungen, den Text nicht betreffend. Insgesamt, von leichten Gebrauchspuren abgesehen, gut erhalten
Erinnerungen an Moden und Methoden in der Medizin. Vortragstyposkript mit umfangreichen eigenhändigen Ergänzungen und Korrekturen.
(Berlin, 1902). - (34 x 22 cm). 22 einseitig beschriebene lose Blätter, die beiden letzten nur in handschriftlicher Weiterführung des Typoskripts.
Bedeutendes Dokument der deutschen Medizingeschichte im wilhelminischen Kaiserreich. - Schweninger (1850-1924), eine bedeutende aber umstrittene medizinische Persönlichkeit, wurde besonders als Arzt des Reichskanzlers Otto von Bismarck bekannt und berühmt durch dessen vollständige Heilung. Diese führte 1884 zu einer Berufung als außerordentlicher Professor für Medizin an die Berliner Universität und zum Leiter der dermatologischen Abteilung an der Charité. Der Vorwurf politischer Protektion - bei angeblich mangelnder Qualifikation - stand dabei im Raum, und dies in noch stärkerer Form bei der Neubesetzung des Lehrstuhls für die Geschichte der Medizin durch Schweninger 1902, bei der er sich gegen Julius Pagel durchsetzte. Auf diesem Gebiet hatte er in der Tat keine nennenswerte Qualifikation vorzuweisen; die Entscheidung für ihn war offenkundig eine politische. Schweninger machte daraus auch keinen Hehl und gab offen zu, dass er für die Historiographie der Medizin bisher weder Zeit noch historisches Wissen hatte. Daher konzipiere er den hier vorliegenden Vortrag, der offenbar eine Präsentations- oder gar die Antrittsvorlesung gewesen ist, auch "nicht im trockenen Tone des Fachmenschen für Fachmenschen", sondern als Bericht aus seiner reichen Berufspraxis: "ich dachte mir: du erzählst einfach, was du erlebt hast". Dieser Vortrag ist 1902 tatsächlich gehalten worden, und zwar "abgelesen, damit man ihm nicht wieder etwas nachreden könne, was er nicht gesagt habe", wie die Münchener medizinische Wochenschrift schreibt (1902, SS. 1076-77). Als Aufsatz erschien er unter dem Titel "Medizinische Moden" in der Zeitschrift "Zukunft" (1902, SS. 504-513). - Die vorliegende maschinenschriftliche Fassung ist offenbar diejenige, die Schweninger dem Publikum vorgetragen hat. Dass der Text für einen bestimmten Anlass gedacht war, zeigt eine Bemerkung gleich zu Anfang, in der der Verfasser bedauert, dass der Schriftsteller und Sprachforscher Fritz Mauthner nicht im Publikum sei, denn dieser müsste ihm "jetzt im Worte folgen". In der gedruckten Fassung lautet die Passage: "Ich bin kein Sprachforscher, kann mich weder mit Stumpf noch mit Mauthner messen..." . Diese in der "Zukunft" abgedruckte Fassung ging aus der Überarbeitung hervor, die Schweninger in unserem Manuskript von eigener Hand vorgenommen hat. Es finden sich die entsprechenden Passagen, Formulierungen und handschriftlichen Korrekturen in der Druckfassung wortwörtlich wieder. Die Veröffentlichung zeigt, dass Schweninger seinen in der Zeit durchaus von der Fachwelt beachteten Vortrag selbst für so bedeutend empfand, dass er aus der Vorlesung eine gründlich überarbeitete Druckfassung erstellt hat. - Erstes Blatt mit 2 braunen Flecken. Linker Rand durchgehend mit kleinen Läsuren bzw. Randkorrekturen und Ausbesserungen, den Text nicht betreffend. Insgesamt, von leichten Gebrauchspuren abgesehen, gut erhalten
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