116581-01
Ebel, Fried(rich) Theod(or).
De Natro boracico. Dissertatio mathematico-physica quam conscripsit Joann. Ern. Fried. Theod. Ebel. MDCCCXLV. Lateinische Handschrift auf Velin.

(Königsberg), 1845. - (21,5 x 17,5 cm). (4 (3w)) 135 S. Mit 15 Federzeichnungen, davon 1 koloriert, auf 4 gefalteten Tafeln und zahlreichen Tabellen im Text. Pappband der Zeit, unbeschnitten.

Das einzige existierende Exemplar (soweit nachweisbar) dieser niemals im Druck erschienenen handschriftlichen Dissertation über das Natriumborat, besser bekannt als Borax, lateinisch Natrium boracicum, und seine Eigenschaften, insbesondere die Lichtbrechung im Borax-Kristall. Die Bedeutung der Abhandlung muss schon deshalb als hoch eingeschätzt werden, weil der Verfasser ein Schüler von Franz Ernst Neumann gewesen ist, dem Begründer der theoretischen Physik. Neumann (1798-1895), der in Königsberg lehrte, war einer der bedeutendsten Physiker des 19. Jahrhunderts, der an seine Doktoranden hohe Ansprüche stellte. Sein Schülerkreis, die sogenannte "Königsberger Schule", prägte die deutsche physikalische Forschung entscheidend, da aus ihm zahlreiche Lehrstuhlinhaber für Physik im Deutschen Reich hervorgingen. Wahrscheinlich hätte auch Ebel Chancen auf eine wissenschaftliche Karriere gehabt, wenn er nicht so früh verstorben wäre. - Theodor Ebel (1819-1851) verstarb im Alter von 31 Jahren als Schulamtskandidat an der Löbnichtschen höheren Bürgerschule. Am 6.12.1845 war er an der Universität Königsberg als Schüler Neumanns promoviert worden. Er stammte aus der Neidenburger Linie der alten bedeutenden Königsberger Familie Ebel, die vor allem Theologen hervorgebracht hat. Sein Vater, der evangelische Pfarrer Johannes Wilhelm Ebel (1784-1861) hat es, als Mitbegründer der christlich-pietistischen bzw. theosophischen Sekte, die man als "Mucker" bezeichnete, zu zweifelhafter Berühmtheit gebracht. Seine beiden Söhne, Theodor und Wilhelm, hatten sich der Naturwissenschaft verschrieben und studierten Physik bei Neumann. Der Neumann-Biograph Paul Volkmann gibt wichtige Hinweise zu unserem Manuskript: "Die ungedruckte Dissertation von Theodor Ebel (gest. 1851) vom Jahre 1845 'De natro boracico' wurde mir im Original-Manuscript von seiner in Hoheneck bei Ludwigsburg in Württemberg noch lebenden Schwester Fräulein Adalberta Ebel für das Museum übergeben. Frl. Ebel hatte ferner die Freundlichkeit, über ihre beiden Brüder Wilhelm und Theodor einige Notizen für die Schülerliste hinzuzufügen" (Volkmann, Bericht 1898, S. 42). Weiter führt er aus, dass der Druck von Dissertationen erst 1854 in Königsberg verpflichtend eingeführt worden war, weshalb diejenigen von Brix, Schinz, Ebel und Kirchhoff nur als Manuskript existierten. Als Volkmann seine Neumann-Monographie 1896 abgefasst hat, war ihm die Dissertation Ebels nur vom Titel her bekannt. Erst zwei Jahre später hat er die Arbeit erhalten. Ebels Vater, Johannes Wilhelm, und seine Schwester Adalberta waren wohl in den 1850er Jahren nach Ludwigsburg übergesiedelt und hatten das Manuskript mitgenommen. Allerdings dürfen wir davon ausgehen, dass unser Exemplar nicht dasjenige ist, das die Schwester um 1897 dem Königsberger Neumann-Museum geschenkt hat. Wahrscheinlicher ist, dass es sich dabei um eine Zweitschrift handelt, während unser Exemplar, erkennbar an vielen kleinen Korrekturen, höchstwahrscheinlich die Erstausfertigung ist, die die Schwester behalten hat und die im Familienbesitz geblieben ist. Angeregt hatte Neumann die Dissertation wahrscheinlich in Hinblick auf seine eigenen Forschungen zur Mineralogie und zur Wellentheorie des Lichts. - Ein wissenschaftsgeschichtlich und zur Genealogie der Familie Ebel höchst interessantes Dokument in bester Erhaltung.


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