116717-01
Bräuner, Johann Jacob.
Thesaurus sanitatis, oder, Neueröffneter Schatz menschlicher Gesundheit, in welchem nach der Grund-Regul heylsamer Artzney-Kunst, auf bewährt- und sicherste Methode, kürtzlichsten gezeiget wird, wie man alle und jede menschliche Kranckheiten, von zartester Kindheit an, biß auf das von Gott verliehene Alter... curiren kan. Bände 1 und 2 (von 4).

Frankfurt, Hocker, 1712-13. - (17 x 10 cm). (24) 1022, 50 (33) S./ (20) 1240 (48) S. Mit 2 doppelblattgroßen Titelblättern in Rot und Schwarz und 1 gestochenen Porträt. Pergamentbände der Zeit mit spanischen Kanten.

Erste Ausgabe der ersten beiden Bände dieses groß angelegten medizinischen und pharmazeutischen Handbuches, von dem bis 1725 noch zwei eigenständige Bände (Kräuterbuch und Material-Kammer) erschienen sind. Der erste Band enthält eine 5seitige Auflistung der benützten Literatur und ein Verzeichnis der beschriebenen Krankheiten mit 177 Positionen, beginnend mit Kinderkrankheiten, Frauenkrankheiten und einzelnen Krankheiten, ab Position 93, wie z.B. Schwindsucht, Schlafsucht, Gelbsucht, Ruhr, Gehörverletzungen, Husten, Herzklopfen, Nasenbluten, Stuhlzwang, Würmer, Flüsse, Nierensteine, Gicht, Geilheit, Aderlaß, Zahnschmerzen, Pest, Gifte und auf 18 Seiten die Zauberei. Der zweite Band enthält den operativen bzw. chirurgischen Teil, darunter Brüche, Wunden, Augenkrankheiten, in einem umfangreichen Kapitel die "Vorbothen Frantzösischer Kranckheiten" und in einem ca. 350seitigen Anhang 600 Rezepte. - "Zwar meinten Theodor Zwinger, Johann Jakob Bräuner und viele andere Mediziner, man dürfe 'die Perle der Edlen Artzney-Kunst mittelst Teutscher Dollmetschung den ungelehrten umlauffenden Leuth-Betriegern nicht untern Fuß geben', gleichwohl bedienten sie sich zu 'mehrerm Behuff des gemeinen Manns' der deutschen Sprache (Bräuner, 'Thesaurus sanitatis'). Sie schufen im 16. und 17. Jahrhundert eine umfängliche Literatur, der das ärztliche Streben, menschliche Not durch Stärkung des Selbsthilfegedankens zu lindern, gesundheitserzieherisch zu wirken und das Gesundheitsbewußtsein zu heben, eine besondere Würde verleiht, und haben mit ihrem Wagnis, humanmedizinisches Wissen des wissenschaftlich-lateinischen Kommunikationskreises in deutschgebundenen Laienkreisen bekanntzumachen und immer schärfer gezogene Grenzlinien zwischen Schulmedizin und Öffentlichkeit zu überschreiten, maßgeblich dazu beigetragen, daß aus dem Schoße einer latinisierten Gelehrtenkultur die deutsche Landessprache zur allgemein anerkannten Sprache der Medizin und Naturwissenschaften aufstieg" (Pharmazie und der gemeine Mann. Ausstellungskatalog der Herzog August Bibl. S. 47). - Die Titel mit Besitzeintrag von alter Hand. Stellenweise papierbedingt gering gebräunt. Hintere Kante des 2. Bandes gering aufgeplatzt. Insgesamt schöne Exemplare in sehr guter Erhaltung. - VD18 12094714 und 10462732; Blake 63


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